Neues in Sachen Gastronomiekinos und regionale Kinogeschichtsforschung

An dieser Stelle finden sich Neuigkeiten über Klub- und Studiokinos, Visionsbars und Kino-Cafés, regionale Kinohistorie - und sicherlich auch einige Kleinigkeiten am Rande.

Dagmar Wagenknecht 2011; Original: Tröger
Bundesverdienstkreuz für ehemalige Chefin des Erfurter Kinoklubs

19. September 2015

Dagmar Wagenknecht, die langjährige Leiterin des Erfurter Kinoklubs am Hirschlachufer, bekommt das Bundesverdienstkreuz. Am 1. Oktober wird „die Chefin“ die Auszeichnung von Bundespräsident Joachim Gauck erhalten. Frau Wagenknecht wird geehrt, weil sie „über ihre Leidenschaft für die Filmkunst zum Widerstand in der DDR beigetragen“ hat, so die Begründung. „Sie war ab 1982 die Leiterin des Kinoklubs in Erfurt, einem der ersten arthouse-geprägten "Studiokinos" der DDR. Unter großem persönlichen Risiko arbeitete sie dabei mit kritischen Erfurter Künstlerinnen und Künstlern und mit kirchlichen Einrichtungen zusammen, nahm von ihnen empfohlene Filme in das Programm auf und reservierte Eintrittskarten für sie. Trotz etlicher Verweise wegen angeblicher Staatsverleumdung und Repressalien durch das SED-Regime engagierte sich Dagmar Wagenknecht weiter für ein künstlerisch freies Kino. Nach der Wiedervereinigung setzte sie sich beharrlich dafür ein, dieses Kino zu einer festen Instanz zu machen. Zahlreiche Auszeichnungen für Programme und Veranstaltungen ihrer legendären Institution sind auf ihr ganz persönliches Wirken zurückzuführen.“ Herzlichen Glückwunsch, Frau Wagenknecht!
Nachtrag: Hier gibt es übrigens einen kleinen MDR-Beitrag über Frau Wagenknecht zu sehen.

Clubkino Lichtenstein wiedereröffnet

18. September 2015

Das Clubkino Lichtenstein, das im Dezember 1986 eröffnet und ziemlich genau 26 Jahre später geschlossen wurde, spielt wieder! Am 17. September 2015 eröffnete es der Gornsdorfer Tom Kruppa mit dem Publikumsrenner „Fack ju Göhte 2“. Der Name Kruppa ist in Klubkino-Kreisen kein unbekannter: Toms Vater Sven Kruppa führt das Clubkino Gelenau. Allzeit einen vollen Saal sowie gut Licht und Ton für den jungen Kinobetreiber!

Kinos für Urlauber und Einheimische in der mecklenburgischen Seenplatte

27. August 2015

Selbst im Urlaub kann ich nicht von "meinen" Kinos lassen ;-) Zwar habe ich es wegen mangelnder Motorisierung nicht bis nach Malchow in den Filmpalast geschafft, der einst aus einem "normalen" Saal und einem Klubkino (eröffnet 1986) bestand und heute ein DDR-Museum beherbergt. Aber dafür brachte mich das Radel nach Zempow zum ersten Autokino der DDR (eröffnet in den 1970er Jahren) und nach Flecken Zechlin zum ehemaligen Strandkino. Idyllischst an Waldrändern gelegen, wunderbar! Leider konnte ich beide Filmtheater nicht in Aktion erleben. Mich hätte sehr interessiert, wie das Filmbild aussieht, wenn man auf eine Wellblech-"Leinwand" projiziert ;-) Das Strandkino in Flecken Zechlin scheint gar nicht mehr in Betrieb zu sein - schade! Mal sehen, ob ich dazu noch mehr herausfinde.

Strandkino in Flecken Zechlin; Original: Tröger Autokino Zempow; Original: Tröger Autokino Zempow, Eingang; Original: Tröger Autokino Zempow, Leinwand aus Wellblech; Original: Tröger
Strandkino Flecken Zechlin (l.) und Impressionen vom Autokino Zempow bei Rheinsberg; Originale: Tröger

Hochinteressanter Fund: zwei „neue“ Kino-Cafés

21. November 2014

Neues von den Kino-Cafés: Dank einer, ähm, bekannten Internet-Versteigerungs-Plattform hab ich zwei „neue“ entdeckt, beide vom Anfang der 1960er Jahre! Das eine stand im hohen Norden in Ueckermünde-Bellin, das andere im Süden der DDR in Sangerhausen.

Das Sangerhäuser Kino-Café betrieben der Kreislichtspielbetrieb und die HO gemeinsam, im Saal servierte offenbar ein Kellner. Es durfte geraucht werden, und damit der Qualm nicht die Sicht trübt, wurden die Filmbilder nicht wie üblich von der Rückseite des Saales auf die Leinwand projiziert, sondern mittels Rückprojektion „von hinter der Leinwand“. Über das Kino-Café in Ueckermünde konnte ich bislang nicht viel herausfinden.

Das Spannende an diesem Fund ist nicht allein die Tatsache, dass es noch mehr Kino-Cafés gab als ich bis jetzt wusste, sondern dass diese zudem enorm zeitig eingerichtet wurden – etwa 1960. Bislang wusste ich von solch „frühen“ Kino-Cafés mit HO-Kooperation und Kellner-Bedienung nur aus dem Bezirk Cottbus (Kino-Café Forst/Lausitz eröffnet 1968). Es gab also offensichtlich noch mehr „Vorreiter-Bezirke“, die ihre Innovation deutlich früher umsetzten. Möglicherweise haben die Cottbuser sogar von denen „abgekupfert“.

Quellen: Helga Papist (Text) und Jürgen Moll (Fotos): Café-Klatsch im Kino-Café. In: NBI Neue Berliner Illustrierte, 12/1960, S. 16/17. Ansichtskarte von Ueckermünde, Ortsteil Bellin. VEB Bild und Heimat Reichenbach i. V., 1971 (?).

Kino-Café Sangerhausen, eröffnet 1960; Original: NBI 12/1960, Repro/Montage: Tröger Kino-Café Ueckermünde, eröffnet 1960er Jahre; Original: Ansichtskarte, Repro: Tröger
Kino-Café Sangerhausen, eröffnet 1960; Original: NBI 12/1960, Repro/Montage: Tröger --- Kino-Café Ueckermünde-Bellin, eröffnet 1960er Jahre; Original: Ansichtskarte, Repro: Tröger

Auferstehung des "Metropol" Gera als Arthouse-Kino

18. Oktober 2014

Gute Neuigkeiten: Das 1919 eröffnete und 1998 geschlossene Filmtheater, in dem einst das Klubkino "Spatz" beheimatet war, feiert Auferstehung als Arthouse-Kino. Ab 20. November sollen in zwei Sälen aktuelle Programmkino-Filme und Klassiker laufen. Viel Erfolg beim Neustart! Aktuelle Informationen gibt es auf der Internetseite des Metropol Gera, und ein Sammelsurium an historischen Fakten im Kinowiki.

Ein Hoch auf zwei Nachwende-Clubkinos

2. Januar 2014

Zum neuen Jahr mal zwei Neuigkeiten zu Clubkinos, die eigentlich keine sind, zumindest nicht in „meinem“ Sinne: Das Clubkino Glauchau und das Clubkino Teicha nördlich von Halle entstanden erst weit nach der Wende, und das „Club-“ meint vor allem die gemeinschaftliche Wohnzimmer-Atmosphäre der Mini-Filmtheater.

Während das ehrenamtlich betriebene Clubkino Glauchau bereits seinen 9. Geburtstag feiern konnte, hat das Clubkino Teicha gerade erst das Licht der Welt erblickt.

Zwei altgediente Gastronomiekinos schließen

8. Februar 2013

Am 31. Dezember ging nicht nur das Jahr 2012 zu Ende, sondern auch jeweils eine Kino-Ära im sächsischen Lichtenstein und im brandenburgischen Dahme.

Das Clubkino Capitol in Lichtenstein schloss nach 26 Jahren seine Pforten. Laut einem Bericht in der "Freien Pesse" zwangen die hohen Betriebskosten und die unausweichliche und teure Umstellung auf digitale Projektion das Betreiber-Ehepaar Elke und Jürgen Leistner zum Aufgeben. Im Kino-Café Dahme sah es leider ähnlich aus, wie die "Lausitzer Rundschau" schreibt: Die Verleiher gaben dem Kinochef Thomas Ulrich kaum noch aktuelle Filme, und dies ließ die Besucherzahlen und damit die Einnahmen sinken. Auch hier hätte nur eine kostenintensive Digitalisierung das 1976 eröffnete Gastronomiekino retten können, schätzt Ulrich ein. Sehr schade! Vielleicht finden sich ja neue Betreiber?

Klubkinos in der Wikipedia

3. September 2012

Da die "kleinen DDR-Kinos" bisher in der Wikipedia kaum vorkommen, gibt es nun wenigstens einen Artikel über das 1982 eröffnete und noch heute geöffnete Clubkino Siegmar in Chemnitz: hier isser. Außerdem ist der Text eine Art Geburstagsgeschenk für jemanden, der in diesem Hause zu tun hat. :-) Wenn ich mal viel Zeit habe, werden weitere Beiträge über Kino-Cafés, Visionsbars und Co. folgen ;-)

Jetzt bloggt sie auch noch!

7. November 2011

Unter ddrklubkino.wordpress.com schreibt die Kinotante nun auch auf einem anderen Kanal Neues und Altes über "ihre" Gastronomie- und Studiokinos. Wozu so eine Weiterbildung alles gut ist ... ;-)

Blogartikel übers Clubkino Zinnowitz

31. August 2011

Toll! Ein Filmblog-Interview mit dem Betreiber des Clubkinos Zinnowitz auf Usedom.
Auch toll: Die DDR-Klubkinos-Website wird erwähnt und verlinkt. Danke!

Bachelorarbeit zu Kinohistorie von Greifswald und Schwäbisch Gmünd, neue Internetplattform für Kinohistoriker

1. August 2011

Alexander Kendzia, Geschichtsstudent aus Greifswald, hat kürzlich seine Bachelorarbeit eingereicht, in der er die Kinogeschichte der Kleinstädte Greifswald und Schwäbisch Gmünd vergleicht. Und in der www.ddr-klubkinos.de als Positivbeispiel für kinohistorische Forschung und Präsentation der Rechercheergebnisse genannt ist ;-)
Weil Alexander auffiel, dass es kaum Internetseiten gibt, die sich mit regionaler Kinogeschichtsforschung befassen, hat er kurzerhand eine eigene ins Leben gerufen: www.filmforscher.de. "Ich möchte vor allem Informationen dazu geben welche Forschungsmethoden es gibt, zu welchen Städten es Untersuchungen zur Geschichte von Kinos gibt und ein Wiki zum Informationsaustausch anbieten.", so der frisch gebackene Absolvent. Dazu gibt es noch Facebook- und Twitter-Accounts.
Also: Kinohistoriker aller Länder, vereinigt euch! ;-)

Tanja Tröger 2011-15